Gisela Denninghoff  Malerei Faltungen Performance Foto Video
Neuer Kunstverein Aschaffenburg e.V. KunstLANDing
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papier = kunst 8

19.Juli – 14. September 2014

Kuratiert von Elisabeth Claus
Künstler: Gisela Denninghoff, Marc Dittrich, Martina Golser, Stefan F. Konrad,
Ralf Muenz, Zipora Rafaelo, Martin Bruno Schmid, Hannelore Weitbrecht

Einladung

Eröffnung Samstag 19. Juli um 18 Uhr, Blick in die Ausstellung
Finissage am Sonntag 14. September

Zur Finissage am 14.9.2014 um 16 Uhr gestalten Gisela Denninghoff und Hans-Michael Schuhmann
die Performance "Urplötzlich".

"In einer konzentrierten Aktion reagiert Gisela Denninghoff auf die Klänge des Musikers Hans-Michael Schuhmann, setzt in einem dialogischen Prozess die Töne gestisch mit Farbe auf das am Boden liegende Papier um. Der anschließende Faltungsprozess des bemalten Materials ist von ähnlich spontan-intuitiver Kraft: eine Papierskulptur entsteht - "urplötzlich" wie es die Künstlerin benennt." (Elisabeth Claus, Katalog "papier = kunst 8")




"Lebendiges Wesen", Skulpturale Faltung, 2014, Tempera, Nepal-Lokta-Papier, 80 x 100 x 30 cm

"Gisela Dennighoff - Transformationen - Papierarbeiten

Die Begegnung mit den neusten Arbeiten von Gisela Denninghoff führt zu einer merkwürdigen Verschiebung meiner Wahrnehmung: ich bin geneigt dieses Objekt als ein lebendiges Wesen wahrzunehmen. Ein Pfau, eine Blume sind mögliche Assoziationen, die aber sogleich mit Macht von der Intensität der Farben und Bewegungsimpulsen überlagert werden. Die sanften Wölbungen und scharfen Kanten lassen Licht- und Schattenzonen entstehen, in denen Farbverläufe sichtbar werden und verschwinden. Die Augen durchwandern das Objekt, finden hier Halt, gleiten dort weiter, geraten in einen Prozess, in dem das Haltfinden in Farbe und Struktur und das Entgleiten ins Ungründbare gleichgewichtig nebeneinander stehen. Dabei entfaltet sich eine Bewegungsenergie, die meiner Betrachtung Rhythmus und Form verleiht.

Diese Bewegungsenergie hat sich in einem mehrstufigen Gestaltungsprozess, dessen Kern die Performance von Denninghoff mit dem Sänger Hans-Michael Schuhmann ist, in die Arbeit eingeschrieben

Das Lokta-Papier, das zu Beginn der Performance auf dem Boden ausgebreitet wird, bildet mit seinen besonderen Materialeigenschaften die Basis eines Verwandlungsprozesses. Entgegen jeder Erwartung an Papier bleibt die Farbe auf dem Lokta-Papier stehen und gibt der Intensität der reinen Farbe Ort und Raum. Die unebene Oberfläche des handgeschöpften Papiers ist eine Berg- und Talbahn, die den Weg der Farbe bestimmt. Die lenkende Hand der Künstlerin, die ohnehin schon in weiten Teilen auf ein Spritzen, Tropfen, Schütten reduziert ist, bleibt diesen 'Eigenwilligkeiten' des Papiers nachgeordnet. Im Klang von Farben und Gesang begegnen sich die beiden Künstler während der Performance, mal zart und vorsichtig, mal rau und ernst, mal aggressiv, mal zugewandt. Das sensible Reagieren auf das Papier, die Farbe und den Ton bilden in der Performance mit dem Sänger den 'Raum', in dem der Klang von Gesang und Farbe den Dialog transformiert und das Beziehungsgeflecht sich im Material zu konkretisieren vermag. Da es in der gesamten Arbeit von Denninghoff jedoch nie um ein Abbilden dieses Beziehungsgeflechts geht, sondern immer um das Eintauchen in die Transformationsprozesse, begann Denninghoff 2011 die in der Performance entstandenen Strukturen durch Farbgüsse wieder zu zerstören. Dieses Hereinbrechen einer zerstörerischen Kraft zum Abschluss der Performance übte auf Künstler und Besucher eine verstörende Wirkung aus. Denn von hier aus schien es kein Weiter zu geben. Wie endgültig und unausweichlich überlagerte die einbrechende Farbe die entstandenen Strukturen. An dieser Stelle eröffnete die Wachheit der Künstlerin für ihre Materialien, in diesem Fall für das Papier, eine neue Transformationsebene. Denninghoff begann die scheinbar vollendeten Bilder mit ihren Händen zu 'zerknautschen' – die Materialeigenschaften ermöglichten, dass sich selbst stabilisierende Faltungen entstanden, die, schließlich zum Objekt geworden, den Raum bevölkern." (Susanne Ließegang, Katalog "papier = kunst 8")




"Farbkörper - Klangkörper", Skulpturale Faltung, 2012, Tempera, Nepal-Lokta-Papier, 100 x 75 x 25 cm