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"Erde - Haut – Papier"
Gisela Denninghoff - Karina Wellmer-Schnell – Kathrin Brömse
19.10.2003 - 11.1.2004
Einführung: Dr. Marion Feld
Presse:
Fuldaer Zeitung vom 21.10.2003
Fuldaer Zeitung vom 18.11.2003
Junge Kunst 56
Ein verbindendes
Interesse an bestimmten Materialien und Themen bildet die Basis für eine
Verwirklichung von Arbeitsprojekten und Gemeinschaftsausstellungen der
drei Künstlerinnen. ERDE - HAUT - PAPIER sind die bevorzugten und
jeweils auf spezifische Weise mit der Natur verknüpften
Arbeitsmaterialien. Zugleich sind sie als Symbolträger für die
eigentliche künstlerische Botschaft zu verstehen, die trotz
Gemeinsamkeiten und Grundübereinstimmungen drei individuelle
Ausdrucksformen annimmt. (Marion Feld)
Blick in die Ausstellung und Performance "Erde" von Gisela Denninghoff
(Klicken Sie bitte die Gemälde an)
Ralf-Michael Seele zur "Großen Faltung" in der Veranstaltung
"Sichtweisen", Kunstaktion von Karina Wellmer-Schnell 16.11.2003:
Eine Raute gibt die Grundform vor. Sie symbolisiert Sexualität sowie
irdisch-chtonische Mächte. Der Bildgrund formt sich zu einem Relief mit
leicht unregelmäßigen Begrenzungen. Die obere Hälfte erscheint lichter
als die untere, vornehmlich in gleichen Farbtönen, die nach unten in
Blau und Schwarz verlaufen. Grün erscheint neben Blau als zweithäufigste
Farbe. Rot fleckt sich vereinzelt ein. Mein Blick fällt auf einen blauen
Kreis nahe dem geometrischen Zentrum der Raute, der sich deutlich vom
gelben Umfeld abhebt. Das Durcheinander der Farben provoziert die
verschiedensten Kontraste: Rot-Grün, Gelb-Blau, Blau-Rot. Die Farben
durchdringen, überlagern sich.
Der Raum faltet sich ein und gebiert an den Falten lineare Grenzen. Je
nach Beleuchtung entstehen Lichter und Schatten.
Die abstrakte Gestaltung mit Formen und Farben bietet ohne zunächst
erkennbare Symbolverknüpfung oder Gestaltassoziation ein weites
Projektionsfeld. Zunächst erinnert mich das Bild an ein geografisches
Relief, an eine Luftbildaufnahme. Die Erde im Wandel. Doch mein Blick
kreist weiter über das Bild und verknüpft Farben und Faltungen zu
benennbaren Figuren, schöpft aus den Chaos, gleich, ob die Figur dort
schon angelegt oder von mir entdeckt wird: Um den blauen Kreis im
Bildzentrum entfaltet sich für mich horizontal eine Figur, links der von
dunkelblauem Haar umsäumte Kopf mit rotem Tupfen, auch in der
Herzgegend. Der linke Arm führt oberhalb des blauen Kreises in die
rechte Bildhälfte. Ein gelbes Becken wölbt sich und fließt weiter gelb
in das linke Bein. Unterhalb des blauen Kreises verläuft sich der rechte
Arm. Ich fühle mich geneigt, den Kopf nach links zu kippen, um die Figur
zu fassen, die sich immer mehr als weiblich entpuppt. Um sie herum
fliegen blaue Schatten. Sie schießen wie Fische durchs Wasser, umkreisen
die personifizierbare Gestalt.
Das Bild beunruhigt mich. Ich fühle eine vitale Lebendigkeit im Spektrum
der Farben und in den Dimensionen des Raumes. Das Bild scheint sich zu
bewegen und ergießt sich damit auch in die Zeit. Ich ahne Urgewalten
hinter den Faltungen und Farbverläufen, die mir Respekt einflößen. Ich
blicke in das sich ständig wandelnde äußere Universum. Und ich schaue
die Aufgewühltheit des Seelenraumes. Ich mag in das Bild hineingreifen
und es ertastend weiter erleben. Die körnige Oberfläche verführt mich.
Der Bildtitel führt in das Wissensgebiet der Geologie. Insofern sehe ich
meine spontanen optischen Assoziationen im Einklang mit der Bildidee der
Künstlerin.
Lyrische Verdichtung:
Ewiges Kreisen und Raunen
Urkräfte
heben und senken
falten und zermalmen
die Landschaft
Farbengewitter
leuchten und verlöschen
gerinnen und zerfließen
im Seelenraum