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Gisela Dennighoff: Gemälde, Gewürz- und Lava-Bilder, Videos
18.2.2005 – 12.3.2005
Dr. Susanne Ließegang gibt die Einführung und leitet das Gespräch mit der Künstlerin
Zum Rundgang durch die Ausstellung klicken Sie bitte die Gemälde an



Gisela:
		Die linke Tafel des Diptychons nannte ich "Kybele". Schon der Titel 
		weist auf die griechische Göttin der Fruchtbarkeit hin, die ihren 
		Ursprung in noch früheren matriarchalischen Mutterkulten hat. Im 
		Frühjahr beschwor eine besondere Form des Opferrituals von Stieren den 
		Neubeginn des Lebenszyklus. Die Körperspirale meiner Kybele erinnert wie 
		auch Dreieck und Augenform in den Arbeiten "Wahrnehmung", "Zentrum der 
		Wahrnehmung" und "Ewige Bewegung", ja, wie die 2. Tafel des Diptychon "Magisches Zeichen" an vor- und frühgeschichtliche Höhlenmalerei. Jedoch 
		zugleich enthalten die Gestalten meiner Bilder meine eigene energetische 
		Körperwahrnehmung zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort.
		
		Susanne:
		Ich staune, was das Bild Kybele in mir auslöst und begreife ein Stück 
		weit, wie dieses Staunen zustande kommt. Es ist tatsächlich so, ich kann 
		als Betrachterin den Farben und Linien folgen oder der kulturell 
		geprägten Zeichensprache, hier der Spirale. Ich kann der einen oder der 
		anderen Lesart folgen, ohne, dass die andere verloren geht. Meine 
		Wahrnehmung bleibt staunend offen.
		
		Gisela: 
		So offen ist der Prozess der Gestaltfindung. Ich beginne nicht mit der 
		Absicht, eine Göttin Kybele zu malen, sondern sie taucht im körperlichen 
		Ausdrucksverlangen aus Safran und Vulkanasche auf. Es ist eher so, als 
		ob alles schon da ist und ich in meinem Vorgehen die Gestalten berge. 
		Dabei entsteht nicht das Bild, sondern eine Werkgruppe von Geschwistern, 
		denen allen gemeinsam ist, dass sie die Energien der Natur atmen.
		
		Susanne:
		Wie kommst Du jetzt auf die Energien der Natur?
		
		Gisela:
		Die mich in der Bergwelt von Teneriffa umgebende Natur ist wie die Welt 
		am ersten Schöpfungstag und löst die Wahrnehmung elementarer Kräfte aus. 
		In der vulkanischen Landschaft bleibt ihre Entstehung sichtbar. Eruption 
		und Konzentration formen die Caldera. Mit Sonne Wind und Atlantik sind 
		alle Naturkräfte auf der Insel anwesend. In dieser Urlandschaft begreife 
		ich das Werden und Vergehen der Natur. Dieses Begreifen, Staunen, Ahnen 
		fasse ich in Faltungen, Videos und Bilder.
		
		Susanne:
		In Deinen Arbeiten finden sich demnach nicht 2, sondern 3 Ebenen: die 
		persönliche, die kulturelle und die universelle. Ich erfahre die Kybele 
		getragen von der Energie des Safrans, so wie die Energie des Safrans die 
		körperliche Anwesenheit der antiken Göttin hervorzaubert.
